Jarpur

 

Jarpur (Text von 1997)


Geboren wurde er am 28.03.1984 in Maxsain- Zürbach (Westerwald), (Vater: Glofaxi frá Sandholaferju) und lebte dort bis zum Mai '87 in einer großen Herde. Für 4 000.- DM erspartes Azubigehalt wechselte er zu mir und seinem Shetty- Kumpel Astor nach Montabaur. Wir erlernten die Bodenarbeit und das Longieren; spazierten und rannten gemeinsam durch die 30km Wald hinterm Haus. Jarpur genoß sein "Flegelalter"; er büchste mit der Longe aus oder aus der Weide, sprengte durch eine Schafherde und im vollen Galopp durchs Dorf oder weigerte sich einen Bach oder eine Brücke zu überqueren. Mit 4 1/2 Jahren kam er zu A. Jänisch, sein erster Beschlag war fällig und erstes richtiges Arbeiten im Schritt, Trab, Galopp sowie im Gehorsam; gewöhnen an Gebiß, Sattel und Reitergewicht. Endlich konnte ich auf meinem Pony die Welt genießen. Mit 5 Jahren lernten Jarpur und ich das „Tölten“. Wir unternahmen so oft wie möglich längere Ritte (bis zu 8 Stunden täglich, alleine oder mit Großpferden). Jarpur wurde sehr zuverlässig. Spontan ging es auf Tages-, Wochenend- und Sternritte. Ein 3- Tagesritt alleine mit Hund, Zelt, Satteltaschen und 20kg Rucksack über 150km von Montabaur bis Bentzdorf und zurück bleibt mir in wunderschöner Erinnerung. Seine erste Fuchsjagt absolvierte er souverän, lies keinen Sprung aus und wurde beim Flachrennen unter Großpferden der Zweitschnellste. Umziehen mußte Jarpur jetzt wegen Beruf und Freund öfters (mit Verladeschwierigkeiten). Er bekam einen neuen Freund (Valur) und startete auf seinen ersten Turnieren. Auf dem OSI Havixbeck '90 reagierte Jarpur auf Ovalbahn, Lautsprecher und Zuschauer erst einmal mit Rückwärtsgehen und Wegspringen, aber auf folgenden Freizeitturnieren wurde er besser und besser und holte Siege in Trab- und Töltrennen, der Töltprüfung, der Geländerally oder dem Viergang mit nach Hause. Mein jetziger Mann traute sich zum 1. Mal auf seinen Rücken und töltete... Bei Schautagen auf dem Hamburger Derbygelände gewann Jarpur das Galopprennen und das Preisgeld (400.- DM) nahmen wir als Anzahlung für einen Sulky (welcher dort ausgestellt wurde). Vor Ort wurde ausprobiert, und Jarpur, vorher noch nie gefahren, genoß sein erstes Anspannen und erntete bewundernde Blicke in allen Gangarten. Im April '95 gelang es Jarpur mich bei Marlise Grimm durch die Wanderreit- und Reitabzeichenprüfung zu bringen. Bei unserer Hochzeit trugen er und Valur und von der Kirche (mit Brautkleit) in ein neues Leben... Im Oktober ging Jarpur auf seine längste reise (700km) nach Wurz zum Fachübungsleiterlehrgang bei Fam. Reber; mit dem Ergebnis, mich zuverlässig, aber immer als mein Freizeitwusel durch die Prüfungen zu tragen. Im März '96 legen Jarpur und Valur mit meinem Mann und mir 170km entlang dem Hermannsweg von Rheine nach Paderborn zurück. Ein wie immer „unvergessliches, tolles“ Erlebnis. Danach bekam er von zwei Stuten Gesellschaft und durfte sich wegen meiner Schwangerschaft etwas Ruhe gönnen. Im Moment bewältigt Jarpur eine neue Aufgabe: Mutter und Kind (im Bauchgurt) ruhig und zuverlässig durch Felder und Wiesen zu tragen. Vor kurzem hat mein 56jähriger Schwiegervater seine erste Reitstunde auf ihm bekommen und war vom tölten so begeistert, dass er ungern und erst nach einer Stunde wieder abstieg. Zur Zeit üben wir das Kompliment und die Verbeugung. Bald soll sich Jarpur noch mal im Stilspringen bewähren und in Zukunft wird meine kleine Tochter ihn wohl noch so manches Mal fordern. Aber er ist ja gerade erst mal 13 Jahre alt...

 

Jarpur wir bald sein Wanderleben mit mir durch Deutschland beenden und auf seinem eigenen Hof im Münsterland leben; im Moment mit Valur, Frenja von Wesel, Svört von Wesel, aber bald schon als Lieber Onkel für die Fohlen der beiden Stuten und immer noch als Ranghöchster mit sehr viel Erfahrung...

 

 

Jarpur (Text von 2013)

 

 

 

Es ging nach Cuxhafen ans Watt und durch die Heide. Sicher und zuverlässig trug er mich mit meiner 10 Monate alten Tochter im Bauchgurt. Er wurde Onkel von unseren ersten Fohlen Svala und Skáti vom Löwenhof. Es folgten unzählige Ausritte im Bi-Placesattel und vor dem Sulky, immer treu begleitet von Hündin Asta. Mit der 2. Tochter stiegen die Anforderungen als Nikolausrentier oder beim Schlittenfahren. Im Jahr 2000 tauschte er die kleine Wiese in Hembergen mit einer großen Weide angrenzend zu einem über 100 Jahre alten westfälischen Kotten im Münsterland. Aus 5 ha Acker wurden Weiden und eine Ovalbahn und in der Scheune entstand ein Roundpen. Jarpur hatte endlich seine Heimat gefunden. Er war der Ruhepol bei den folgenden 11 Fohlen und den insgesamt 6 Kindern. Nur schwimmen und Hängerfahren gehörten noch immer nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Dafür fanden manchmal bis zu 3 Kinder Platz auf seinem Rücken... und viele, viele sind mit einem Lächeln (nach den ersten Tölterlebnissen) von ihm abgestiegen und haben es mit in "ihr" Leben genommen... Zwei Pferde hatte er schon überlebt... aber seine Zähne waren abgenutzt, die Zunge hing raus, das Fell wollte sich zum Sommer hin nicht lösen... er bekam Heupellet's und wurde geschoren, er genoß die Sonderbehandung und fühlte sich wohl. Im Juni 2013 trennte sich mein Mann von mir und 2 Wochen später starb mein Pferd... Jarpur...

 

 

Mein Leben stand still, da zupfte mich meine kleinste Tochter am Bein "Mama, ich bin doch da"... und gestärkt durch ein kleines Pferd, gehe ich die ersten Schritte in eine neue Zukunft...

 

 

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